Interview Gusti Meienberger

Mit 92 Jahren steht Gusti Meienberger immer noch zwei Mal in der Woche in der Halle und amtet für den TTC Horgen als Kassier und Materialwart. STT durfte ihm einige Frage stellen und Einblicke in eine spannende Laufbahn gewinnen.

 

Text: Sebastian Lauener / Foto: René Zwald

 

Gusti Meienberger, seit geraumer Zeit bekleiden Sie etliche Ämter beim TTC Horgen. Wie hat diese Karriere begonnen?

Der TTC Horgen, bei dem ich Gründungsmitglied bin, entstand 1954. Zu sechst haben wir damals beschlossen, einen Verein zu gründen – dabei konnten wir über einen Tisch verfügen, der allerdings nicht dem Verein gehörte. Die Gründung erfolgte auch auf Anregung einer deutschen Mitspielerin, die sich unbedingt in einem organisierten Rahmen mit externen Spielern messen wollte. Im TTC Horgen bin ich als Kassier – seit 47 Jahren – und als Materialwart – seit 45 Jahren – aktiv. Weiter bin ich immer noch zwei Mal die Woche im Training und bin als Hilfstrainer und Sparringpartner für den Nachwuchs tätig. Als Spieler trete ich seit einigen Jahren nicht mehr im Wettkampf auf, war aber über lange Zeit C8 klassiert und in der 2. und 3. Liga des OTTV anzutreffen.

 

Wie hat sich in dieser Zeit der TTC Horgen entwickelt?

Von den Mitgliederzahlen sieht es momentan so gut aus wie noch nie zuvor: Mit 39 Aktiven, 29 Nachwuchsspielern und 24 Passiven hat der Verein eine sehr breite Basis, die Mut für die Zukunft macht. Die entsprechende Statistik mit der Entwicklung seit 1984 habe ich im aktuellsten Vereinsheft publiziert. Um den Nachwuchs muss man sich als Club jeweils bemühen und ein interessantes Angebot haben. Mittlerweile hat der Verein mit Philip Merz einen Trainer angestellt, der zwei Mal in der Woche in der Halle das Training leitet. Engagement und Freude an der Sache spricht sich herum und dementsprechend haben wir auch immer sehr viele Schnupperspieler. Schön ist auch, dass sich die Freude auch über die Zeit als Nachwuchsspieler hinaus bewahrt: Im Vorstand sind mit dem Präsidenten Hans Burch und dem Spielleiter/Nachwuchsveratwortlichen René Zwald sowie André Bandi/Vizepräsident und Daniel Felix/Aktuar vier Eigengewächse. Auch Roland Schmid, der seit 17 Jahren als Revisor meine Buchhaltung prüft, war einst Junior bei uns.

 

Und wie hat sich etwa der Sport Tischtennis gewandelt?

Der Ballumfang hat sich beispielsweise verändert und als ich zu spielen begann, gab es nur Kurznoppenschläger. Erst mit den Sandwich-Belägen war dann ein Top- oder Sidespin möglich. Auf meinen Schläger habe ich einen Sandwich-Belag auf die Rückhand und lange Noppen auf die Vorhand montiert. An einem Turnier, an dem ich als D-Spieler gegen B-Spieler angetreten bin, haben auch die höherklassierten Gegner oft über die starke Schnittumkehr geflucht.

 

Welche Pläne haben Sie in Zukunft für sich und den Verein?

Persönlich bin ich zufrieden – ich bin seit Kurzem 92 Jahre alt und habe keine sportlichen Ambitionen mehr. Ich leiste meinen Beitrag zum geregelten Trainingsbetrieb, indem ich jedes Mal den Roboter aufstelle. Ausserdem spiele ich gerne mit dem Nachwuchs, häufig am Balleimer, manchmal als Gegner. Es hat sich jüngst einer von ihnen für den „Lehrblätz“ bedankt, da er nicht mit meinem Unterschnitt umgehen konnte. Es gibt auch immer etwas zu tun als Materialwart: Vor kurzem habe ich einen Tisch flicken müssen und zum erleichterten Einsammeln der Bälle habe ich entsprechende Ballsammler aus Plastikeimern gebastelt. Ich denke, in vielen serbelnden Clubs fehlen Personen mit Eigeninitiative – das ist zum Glück bei uns nicht der Fall.

 

Jetzt haben wir viel über Tischtennis gesprochen. Was machen Sie sonst noch in Ihrer Freizeit?

Im Sommer schwimme ich regelmässig in der Badi Seerose meine zwei Kilometer. Ausserdem gehe ich gerne auf Bergtouren – häufig allein wegen ihres Umfangs und der nötigen Kondition – und treffe dabei wiederholt auf Bergtiere, so bin ich etwa bereits Steinböcken und Steinadlern begegnet. Der Sport – und so auch Tischtennis – ist aber nur Nebensache, viel wichtiger ist meine Familie. Ich habe zwei Söhne und eine Tochter und etliche Enkel, mit denen ich Zeit verbringen kann. Weiter lautet meine Devise: Was man macht, sollte man so lange wie möglich machen. Gibt man etwas ab, dann geht es bergab – dies betrifft auch mein Engagement im TTC Horgen, weshalb ich mich darauf freue, weiterhin für den Verein tätig zu sein.