Interview – Freddy Oswald bei der ITTF AGM

Freddy Oswald, Präsident von Swiss Table Tennis, nahm an der Jahresversammlung des Internationalen Tischtennisverbands (ITTF), der sogenannten Annual General Meeting (AGM), in Doha, Katar, teil. An dieser Veranstaltung treffen sich Vertreter der Mitgliedsverbände aus aller Welt, um die wichtigsten Leitlinien für den Tischtennissport zu diskutieren, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und insbesondere an der Wahl des nächsten Präsidenten oder der nächsten Präsidentin der ITTF teilzunehmen. In diesem Interview teilt er seine Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse aus diesem bedeutenden Treffen.

 

Du bist nach sieben Tagen in Katar zurückgekehrt, wo du an der ITTF-Jahresversammlung teilgenommen hast. Eine STT-Delegiertenversammlung dauert in der Regel zwei Stunden – wie kommt man da auf fünf Tage Sitzungen (bei zwei Tagen Reisezeit)?
Es gab grundsätzlich 2 Bereiche, Sportpolitik aber auch unser geliebter TT-Sport. Wir hatten jeden Tag einen oder mehrere Blöcke Sportpolitik von 3 – 6 Std. Dies beinhaltete u.a. Entwicklung ITTF, Finanzen, WTT, Nachhaltigkeit, ITTF Foundation, … Und daneben hatten wir dann nachmittags/abends Zeit, das Können unserer Weltstars zu bestaunen. Wow, was für spannende Matches haben wir so dich mitverfolgen können.

Weshalb war es für die kleine Schweiz so wichtig, vor Ort präsent zu sein?
Online-Teilnahmen sind zwar effizient aber man kann, vor Ort, sein Beziehungsnetz ausbauen, in Gesprächen von Erfahrungen anderer lernen und durch Präsenz Goodwill für unser Land schaffen.

Welchen Mehrwert brachte das konkret mit sich?
Bis anhin war die ITTF für mich eine eher undefinierbare, unpersönliche Federation. Das hat sich mit meinem Besuch klar verändert und auch gezeigt, wie viel Gutes die ITTF leistet. Es soll auch festgehalten sein, dass die ITTF bei diesen alle 4 Jahre stattfindenden Jahresversammlungen mit Wahlen fast die ganzen Hotel-, Flug- + Verpflegungskosten übernimmt.

Vor Ort waren auch zahlreiche Funktionär:innen europäischer Verbände sowie die ETTU selbst vertreten. Wie konntest du von diesem Austausch profitieren? Welche grossen Themen verbinden uns mit anderen Verbänden?
Wir haben uns bezüglich der zu wählenden Personen und der Abstimmungsthemen mit PRO + CONTRA ausgetauscht. Zudem spricht man über Erfahrungen im Umgang mit ITTF und deren Suborganisationen und versucht Lösungsansätze für eigene Herausforderungen zu finden. Gemeinsame Themen zu definieren ist, ausser ein Mangel an Geld bei kleinen Verbänden, recht schwierig zu definieren, zu unterschiedlich sind die jeweiligen Positionen der Verbände.

Im Rahmen der ITTF-Generalversammlung hast du nicht nur die Position des Zentralvorstands vertreten – die übrigens dank der wertvollen Inputs aus unseren Kommissionen wie SPOKO, den Schiedsrichter oder der SPV entstanden ist –, sondern auch ein Votum gehalten, das uns besonders am Herzen liegt. Kannst du uns erklären, worum es dabei ging und wie es aufgenommen wurde? (Note: Der Zentralvorstand hatte eine Wortmeldung vorbereitet, in der gefordert wurde, die Terminplanung für die nationalen Meisterschaften (SME) und die kontinentalen Veranstaltungen (Top16 Montreux) frühzeitiger festzulegen – und die entsprechenden Daten mindestens für die nächsten 3 bis 5 Jahre im Voraus zu veröffentlichen.)
Ja, das wollte der ZV. Aber dazu kam es leider nicht! Die Versammlung mussten nach nicht enden wollenden Tumulten und wortgewaltigen Voten der Verliererseite der langfädigen Präsi-Wahl (die von uns unterstützte bisherige Präsidentin Petra Sörling gewann mit 2 Stimmen Vorsprung) vor Schluss der Veranstaltung abgebrochen werden. Unschön und sehr traurig für unseren Sport! 🙁

Sehr interessant waren auch die Bewerbungen der kommenden WTTC Final:

2026: London
2027: Astana, Kazakhstan
2028: Fukoka/Kitakyushu (JPN)
2029: Rio de Janeiro

Schön für die Gewinner aber schade haben sich die von uns unterstützten Bewerbungen von Montpellier und Berlin nicht durchsetzen können. Nutzlos waren leider alle 15 Präsentationen für die 8 offenen Vize-P’s. Aufgrund des Abbruch fand leider keine Wahl statt.

Neben der Versammlung – ging es auch mal um Tischtennis?
Hattest du Gelegenheit, ein paar Ballwechsel live zu sehen, oder blieb es bei Präsentationen und Sitzungen?

Ja, ab den Viertelfinals konnten wir etliche attraktive Matches in der halbstündig entfernten Halle mitverfolgen. Was für ein Spektakel; insbesondere wenn SpielerInnen aus China von den ca. 3000 anwesenden China Girls lautstark unterstützt wurden. Was für eine tolle Stimmung!

Welche Eindrücke und Emotionen nimmst du mit nach Hause nach dieser Erfahrung?
Und welchen Rat würdest du deiner Nachfolgerin oder deinem Nachfolger in vier Jahren für eine ähnliche Situation mit auf den Weg geben?

Ich nehme gaaanz viele bleibende Erinnerungen mit nach Hause; positive wie leider auch negative. Neben dem oben bereits Geschilderten, ist auch die Stadt bautechnisch und kulturell sehr interessant; nicht zu vergessen, die vielvölker Bevölkerung. Eindrücklich bleiben auch die Hitze draussen (-43°, untertags wenig Leute auf den Strassen ), die Kälte drinnen und generell überall die Sauberkeit.
Ich kann zukünftig Teilnehmenden bloss raten, auf jeden Fall vor Ort teilzunehmen, und nebst den sportlichen und sportpolitischen Aspekte auch Land, Leute und Kultur zu geniessen.