DHS Europe Cup in Lausanne
Timo Boll: Der Superstar steht für aussergewöhnliche Fähigkeiten und Fair Play (Teil 1)
Als „Chinas Staatsfeind Nr. 1″ wurde Timo Boll im Herbst 2005 in den Medien bezeichnet. Dem deutschen Ausnahmespieler war Aussergewöhnliches, vielleicht sogar Einzigartiges gelungen. Am Weltcup in Lüttich besiegte er nacheinander Wang Liqin, den Weltmeister und Weltranglistenersten, den Titelverteidiger Ma Lin und den Olympiazweiten Wang Hao. Mit dem Gewinn des Weltcups – dem zweiten nach 2002 – war Boll endgültig zur ernsthaften Gefahr für Chinas Vorherrschaft im Tischtennis geworden. Auch wenn er nun in der Weltrangliste von seinem Landsmann Dimitrij Ovtcharov überflügelt wurde, gehört Timo Boll in Lausanne zu den Topfavoriten.
Text: butterfly-tt/Thomas Neuenschwander, Photo: René Zwald
Helmut Hampl und das Experiment Boll
Der Spitzenspieler des Butterfly-Klubs Borussia Düsseldorf erklärt sein besondere Begabung, die ihm selbst nach langen Verletzungspausen immer wieder den Weg zurück an die Weltspitze ebnete, auf ungewöhnliche Art und Weise: „Ich habe Tischtennis mit der Zeit verstanden.“ Verstanden hat Timo Boll schon früh. Bereits in seinem vierten Lebensjahr begann er, im heimischen Keller im beschaulichen Höchst im Odenwald seinem Vater die Bälle im Schlafanzug Abend für Abend vor dem Zubettgehen mit einer Genialität um die Ohren zu schlagen, die Wolfgang Boll von der Notwendigkeit überzeugten, seinen Sprössling bald Tag für Tag 120 km zum Stützpunkttraining zu fahren. Zu Helmut Hampel, jenem hessischen Verbandstrainer, dem zu Recht der Ruf vorauseilt, einer der versiertesten Talentförderer Deutschlands zu sein.
Dieser hatte Boll 1989 bei einem Sichtungsturnier zum ersten Mal gesehen und gleich erkannt, dass hier ein hochbegabtes Talent auf der Bildfläche erschienen war. „Er spielte mit wenig Kraftaufwand und erwischte den Gegner oft auf dem falschen Fuß“, sagte Hampl.“ Der Cheftrainer vom TV Gönnern wagte ein Experiment. Der junge Timo wurde nicht wie üblich, ins Internat nach Heidelberg geschickt, sondern konnte bei den Eltern bleiben. Stattdessen wurden Spieler von Gönnern verpflichtet, nach Höchst, dem Wohnort von Timo Boll, zu ziehen, um dort täglich mit ihrem neuen Teamkollegen zu trainieren.“Im Internat wäre Timo zerbrochen“, meinte Hampl damals. „Er ist sensibel, hängt an der Familie, seinen Freunden, seinem Hund…Von einigen Trainern wurde Hampl für verrückt erklärt, doch der Erfolg gab ihm Recht: Mit 15 wurde Boll jüngster Bundesligaspieler aller Zeiten; ein Jahr später wurde er Profi.
Teil 2 folgt am Mittwoch
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