Team-EM in Lissabon: Interview mit Neuling Camille Linke
„Mein bisheriges Karriere-Highlight“
An der Team-EM in Lissabon, die am 24. September startet, wird Camille Linke sicher zu den jüngsten Teilnehmerinnen gehören. Das 14-jährige Nachwuchstalent setzte sich in einem internen Qualifikationsturnier gegen Céline Reust und Salomé Simonet durch und sicherte sich somit den dritten Startplatz im Schweizer Damenteam – neben den direkt selektionierten Rachel Moret und Rahel Aschwanden. Im Interview gibt die A-Kaderspielerin Auskunft zu ihren Zielen und zum Plastikball, der seit August bei der internationalen Elite eingesetzt wird.
Interview: Thomas Neuenschwander
Welches sind deine persönlichen Ziele an der EM?
Wenn ich mir unsere Gruppe mit Serbien, Slowenien und Finnland so anschaue, dann sollten wir sicher gegen Finnland gewinnen, gegen Slowenien mit Aussenseiterchancen antreten und gegen den Favoriten Serbien eine Sensation benötigen. Bei Slowenien und Serbien kenne ich bereits einige Gegnerinnen aus der WSA und von Turnieren. Ich gehe davon aus, mit 14 Jahren als jüngste Spielerin in der Schweizer Tischtennis-Geschichte unser Land an einer Elite-EM vertreten zu dürfen, und versuche mir deshalb keinen unnötigen Druck zu machen. Ich werde mein Bestes gegen die zumeist 10 Jahre älteren Profis und Halbprofis geben. Vielleicht gelingt mir dann auch die ein oder andere Überraschung.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr erreichen können, als es das Ranking erwarten lässt, da unser Teamspirit uns ein paar Prozent mehr herauskitzeln lassen wird. Dass haben wir schon in China gemerkt. Es wird in jedem Fall nach vier Jugend-Europameisterschaften mein bisheriges Karriere-Highlight. Ich freue mich sehr darauf.
Wie hast du dich auf die EM vorbereitet?
Wie schon gesagt, war ich mit dem Damen-Nationalteam zwei Wochen in China und auch meine weitere Saisonvorbereitung lief, wie immer, konzentriert ab. Die grösste Herausforderung ist, speziell für mich, sicherlich, dass ich international im Nachwuchsbereich und auch in der Nationalliga C der Herren nach wie vor mit Zelluloid spielen muss, wie beispielsweise direkt vor der EM bei den Croatian Junior & Cadet Open. Optimal ist das nicht und ein konsequenter Schnitt für alle Wettbewerbe seitens der ITTF hätte mir besser gefallen. Aber damit muss man umgehen und eine Entschuldigung kann das auch nicht sein. Sonst trainiere ich wie immer, täglich ein- bis zweimal.
Seit wann trainierst du mit dem Plastikball und was hat sich für dich damit verändert?
Ich habe bereits in China während des Trainingslagers mit meinen Teamkolleginnen Rachel und Rahel mit dem Plastikball trainiert. Einen guten Ball vorausgesetzt, weicht das Spielen selbst nur wenig vom normalen Zelluloidball ab. Die Wirkung der Schläge ist allerdings nicht mehr so stark und der Klang ist anders – ein wenig wie bei einem leicht kaputten Zelluloidball. Spin lässt sich beim Service wie auch beim Topspin oder Unterschnitt kaum noch entwickeln. Ich finde das nicht so gut, denn das hat Tischtennis auch ausgemacht für mich.
Hinzu kommt, dass die Qualität und das Spielverhalten der Plastikbälle sehr unterschiedlich sind. Es gibt Bälle aus einem Stück, die mir besser gefallen haben und von hoher Qualität sind, und solche, die aus zwei Hälften zusammengeklebt werden. Die aus zwei Hälften spielen sich sehr ungleichmässig, da wird jeder Ballwechsel auch ein bisschen zur Lotterie. Ich hab mir sagen lassen, dass das vor vielen Jahren auch beim Zelluloidball ähnlich war – bis sich die Hersteller da weiterentwickelt hatten. Ich hoffe, dass dies auch beim Plastikball passieren wird. In Lissabon wird zudem mit Nittaku-Bällen gespielt, aber die konnte ich noch nicht testen.
Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg an der EM!