Wie jeden Herbst gab es auch 2025 zahlreiche administrative Sitzungen. Nachfolgend wird im Interview mit STT-Präsident Freddy Oswald, der sich derzeit in Zadar befindet, um STT am ETTU-Kongress zu vertreten, eine Zwischenbilanz gezogen.
Lieber Freddy, der ETTU-Kongress markiert die Halbzeit in einem Herbst voller administrativer Sitzungen und Versammlungen. Wir haben im September mit der Verbandleitungskonferenz (VLK) begonnen, gefolgt von der Nationalligaversammlung (NLV), der STT-Delegiertenversammlung (DV STT) und nun dem ETTU-Kongress in Zadar. Vor uns liegen noch das Schweizer Sportparlament, der Abschluss des ITTF-Annual General Meeting und die STTL-Kammer. Hättest du, bevor du Mitglied des Zentralvorstands warst, all diese Sitzungen erwartet?
Nein, in dieser Menge hätte ich das so nicht erwartet. Nichtsdestotrotz sind diese Anlässe sehr wichtig und sollten, wenn immer möglich, auch besucht werden. So versteht man als ZV-Mitglied die Szene besser und zukünftige Entscheidungen können vernünftiger getroffen werden.
Machen wir einen Schritt zurück und gehen zur VLK im September: Neben den üblichen Themen zur Vorbereitung der DV STT haben wir dort das Thema aufgegriffen, Ordnung in die Aufgabenverteilung zwischen STT und den Regionalverbände (RV) zu bringen – beginnend damit, dass die RV eine Liste ihrer Aufgaben erstellen. Warum ist das für STT wichtig?
Die RV sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Breiten- und Leistungssport und nehmen viele Aufgaben wahr, die einen professionellen Background benötigen. Wir müssen schauen, wie wir diese Aufgaben vereinheitlichen können, damit wir als Verband unseren Sport auf nationalem Niveau vorwärts bringen können. Durch die Erfahrung der Regionalverbände können wir Möglichkeiten aufdecken, wie wir uns verbessern können.
Nach der VLK fand die NLV statt. Bei dieser warst du ein einfacher Zuschauer – ohne Rederecht und ohne Traktanden, die deine Funktion betrafen. Warum wolltest du trotzdem anwesend sein, und was nimmst du aus der Sitzung mit?
Ich finde es wichtig, dass man als Zentralvorstandsmitglied versteht, wie die einzelnen Gremien funktionieren und wie dort gearbeitet wird. So kann man, und das habe ich bereits unter Punkt 1 erwähnt, Möglichkeiten diskutieren und evaluieren, wie wir unseren Sport in der Schweiz sowohl breitensport-, leistungssport- wie spitzensportmässig vorwärts bringen können. Es war schön zu sehen, wie einheitlich das Gremium gearbeitet hat und wie gut die Stimmung innerhalb der NLV war.
Ebenfalls in Moutier fand am Samstagnachmittag, dem 27. September, die DV STT statt. Diese Versammlung markierte den Abschluss von zwei Themen, die schon seit Längerem andauerten: dem Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK) und der Décharge für den ehemaligen STT-Präsidenten Pascal Giroud. Es handelt sich um zwei heikle Themen der letzten Jahre, zu deren positiven Lösung du beigetragen hast, damit wir nun nach vorne blicken können. Möchtest du dazu etwas sagen?
Die GPK ist ein unabhängiges Gremium, welches die Geschäfte des Zentralvorstands prüfen soll. Somit ist es nicht an mir, deren Arbeit zu kommentieren. Ich bin froh, haben wir dieses Gremium und dass die Mitglieder ihre Tätigkeit seriös verrichten. Zu Pascal Giroud: Ich verstehe aus seiner Sicht absolut, dass die Dechargé für ihn wichtig war. Da wir diesen Fall gemeinsam mit der ITTF sauber lösen konnten und STT kein finanzieller Schaden entstanden ist, bin ich froh, hat die Delegiertenversammlung ihm die Dechargé erteilt.
Es wurden zwei Ehrenmitglieder ernannt: Die langjährige Präsidentin der Oberschiedsrichter-/Schiedsrichterkommission und Ausbildungsverantwortliche Katja Brand, die uns aus der Ferne grüsste, da sie an der U13-EM im Einsatz war, wo sie die zahlreichen Erfolge unserer Nachwuchsspieler feiern konnte, und Jean-Pascal Stancu, vormaliger Präsident von STT. Seine Ansprache nach der Ernennung beinhaltete ein besonderes Geschenk. Möchtest du davon erzählen?
Ich bin überzeugt, dass wir anlässlich der DV zwei Persönlichkeiten ehren konnten, die es absolut verdient haben; nach so viel Aufwand und Energie, die sie für STT und unseren Sport geleistet haben. Und dass Jean-Pascal mir diese 50-Jahre-STT-Bronzemedaille übergeben hat, die er von seinem Vorgänger erhalten hatte, hat mich extrem gerührt. Das war sowas von nett.
Ein weiteres Ergebnis der Wahlen vom 27. September war die Ernennung von Rachel Moret als Mitglied des Zentralvorstands von STT, der nun wieder aus sieben Mitgliedern besteht – darunter immerhin zwei Frauen. Noch nicht ausreichend nach den Kriterien des BASPO, aber für uns ein schöner Erfolg. Auf dieselbe Weise haben wir die Wiederwahl der Mitglieder des Zentralvorstands (Alain König und Xavier Vuissoz), der GPK (Christophe Blatter und Dominik Furler) und der Rekurskommission (Semir Hermidas, Celine Reust, Daniel Luder und Julien Le Bian). Diese glückliche Konstellation wird noch ein Jahr bestehen, danach werden wir voraussichtlich ohne Präsident dastehen. Weckt all diese positive Energie und die gute Zusammenarbeit mit dem aktuellen ZV nicht den Wunsch in dir, es dir noch einmal zu überlegen und etwas länger dabeizubleiben?
Für uns als Verband ist es extrem wichtig, dass wir Rachel in den Zentralvorstand wählen konnten. So sind wir gegenüber den Forderungen von Swiss Olympic besser aufgestellt. Wir sind zwar noch nicht bei der verlangten Quote angekommen, aber stehen deutlich besser da als bisher. Schön ist, konnten wir auch die Gremien mit Leuten besetzen, die diese Arbeit seriös ausführen werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Verband immer und immer wieder Freiwillige findet. Bezüglich meiner Zukunft habe ich mir aktuell noch gar keine Gedanken gemacht. Der Arbeitsaufwand als Präsident ist aber nicht zu unterschätzen.
Zum ersten Mal in der Geschichte von STT haben wir auch den Schiedsrichter des Jahres und die Oberschiedsrichterin des Jahres ausgezeichnet – diejenigen, die die meisten Einsatztage geleistet haben. Dragan Tosic und Patricia Maiz Calle, beide aus der AGTT. Möchtest du zu dieser Initiative noch etwas sagen?
Ich finde es mehr als richtig, dass wir diese beiden Offiziellen mit einem speziellen Preis geehrt haben – das steht ihnen aufgrund ihrer verdienstvollen Einsätze mehr als zu. Auch hier ist es nicht selbstverständlich, dass sich Mitarbeitende oder Personen für Freiwilligenarbeit einsetzen.
Während der DV haben wir die Statuten und ein Paar Punkte des Sportreglements aktualisiert – die letzte Aufgabe einiger ausscheidender Mitglieder der Statuten- und Sportreglementskommission (SSRK), denen wir am Samstagabend beim Jubiläumsdinner zum 50-jährigen Bestehen des CTT Moutier danken und Lebewohl sagen konnten. Jean-Marc Wichser und Indre Jain und die zurücktretende, aber abwesende Christine Mühlemann werden nur schwer zu ersetzen sein. Das Pflichtenheft der SSRK ist derzeit öffentlich, aber wir haben noch keine Kandidaten oder Kandidatinnen und es gibt viele Änderungen im Sportreglement, die validiert werden müssen. Was möchtest du den Leserinnen und Lesern dieses Artikels in diesem Zusammenhang sagen?
Es ist extrem wichtig, die SSRK mit kompetenten Personen zu besetzen. Diese bringt die Ideen, welche der ZV bezüglich Statuten und Sportreglement einbringt, so zu Wort, dass sie dann auch rechtlich verbindlich formuliert sind.
Wir bewegen uns einige hundert Kilometer weiter – nach Zadar. Leider ist die Schweiz an der Team-EM nicht vertreten, daher beschränken wir uns darauf, über das Geschehen beim ETTU-Kongress zu berichten. Da dies nicht der erste Europakongress ist, an dem du teilnimmst – was waren deine Gedanken, als du den Saal betreten hast?
Dieses Jahr gab es keine Wahlen und die Anträge waren eigentlich gut durchdacht. Deswegen ging ich von einer ruhigen, schnellen Jahresversammlung aus, was dann eigentlich auch so super über die Bühne ging. Ganz ein erfreulicher Anlass hier in Zadar.
Die ETTU hat in der vergangenen Saison einen ordentlichen Gewinn erzielt, der mit der Jahresrechnung genehmigt wurde. Ausserdem beschloss die Versammlung, diesen Gewinn in Sportprojekte zu reinvestieren – Trainingslager für Jugendliche, Schiedsrichterkurse usw. Wie beurteilst du diese Initiative und wie kann STT davon profitieren?
Es ist nie selbstverständlich, dass ein Sportverband ein Jahr mit Gewinn abschliesst. Umso mehr freut es mich, dass die ETTU positiv abgeschlossen hat und dieses Geld wieder in sportliche Projekte investieren will und dies auch angekündigt hat. Ich hoffe sehr, dass es STT gelingen kann, davon zu profitieren und beispielsweise auch unsere Youngsters, welche kürzlich medaillenträchtig abgeschlossen haben, weiter unterstützen zu können.
Unter den genehmigten Vorschlägen befindet sich einer, der den Zahlungs- und Inkassoprozess betrifft: Künftig müssen Länder mit seit einiger Zeit offenen Schulden diese begleichen, bevor sie an ETTU-Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Denkst du, dass ein ähnlicher Vorschlag auch in der Schweiz umsetzbar wäre?
Ich bin überzeugt, dass ein solcher Antrag bei einer DV auch grossmehrheitlich gutgeheissen würde.
Die ETTU ist nun für die Para-Meisterschaften zuständig, daher wurde das zugehörige Wettbewerbsreglement als integraler Bestandteil des Sportreglements verabschiedet. Auch STT bewegt sich in diese Richtung – mit dem Ziel, Para-Spielerinnen und -Spielern eine STT-Lizenz und Elo-Punkte zu vergeben. Dieses Projekt, das im Frühjahr vom ZV und Mitte September von Swiss Olympic genehmigt wurde, bringt uns einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion im Sport. Konntest du etwas über die Erfahrungen in anderen Ländern hören?
Leider nein, mir hat die Zeit gefehlt, um das mit anderen Verbänden seriös zu diskutieren. Intern haben wir als ZV vor der Unterstützung dieses Vorschlags die Zustimmung der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung eingeholt und erhalten.
Letzter wichtiger Vorschlag: der Auftrag an die ETTU, die Jugend-Europameisterschaften neu zu überdenken. Trotz der jüngsten Erfolge, auf die wir stolz sind, stellen die Jugend-EM in ihrer heutigen Form eine Herausforderung in Bezug auf Logistik, Terminplanung und Finanzen dar. Was hat den Zentralvorstand dazu bewegt, diesen Vorschlag zu unterstützen, und in welche Richtung wird es nun gehen?
Der Antrag wurde aus unserer Sicht bedauerlicherweise abgelehnt. Nichtsdestotrotz werden die Jugendmeisterschaften hinterfragt. Denn es kann gut sein, dass es hier nötig ist, den Modus zu hinterfragen – gerade jetzt, wo auch World Table Tennis im Jugendbereich aktiv wird.
Und abschliessend: Möchtest du noch etwas über dieses Kongress erzählen, während wir auf die nächsten administrativen Ereignisse nach Mitte November warten?
Ja, es ist immer wieder interessant, mit Leuten zu sprechen, die man kennt, oder neue Leute kennenzulernen, um so auch die eigenen Erfahrungen zu erweitern.