Interview mit Pedro Pelz – Die internationale Konkurrenz im Tischtennis ist riesig

Als Chef Nachwuchs des Verbandes Swiss Table Tennis laufen viele Fäden bei Pedro Pelz zusammen. Im Interview spricht er über seine Anfänge als Trainer und die künftigen Ziele in der Nachwuchsarbeit.

 

Text: Pascal Oesch / Fotos: ETTU & Pedro Pelz

 

Pedro Pelz, Sie sind schon einige Jahre als Trainer in der Schweiz tätig. Wie lange genau?

Seit 2006. Ich habe als Clubtrainer beim TTC Neuhausen und zeitgleich beim Ostschweizer Tischtennisverband (OTTV) als verantwortlicher Kadertrainer begonnen. Ab 2007 kam dann noch die Tätigkeit als U18-Kadertrainer bei Swiss Table Tennis (STT) dazu.

Was haben Sie vorher gemacht, ehe Sie in die Schweiz gekommen sind?

Wo soll ich da anfangen? Nach einer Banklehre hatte ich 1997 mein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen. Zur selben Zeit war ich auch als Spielertrainer in der 2. Deutschen Bundesliga in Nassau an der Lahn im vorderen Paarkreuz aktiv. 1999, als ich eigentlich wieder in der Bank anfangen wollte, kam überraschend ein Angebot meines Heimatvereins TSG Heilbronn.

Worum ging es da?

Heilbronn (damals TSV Maxell Sontheim) war unerwartet aus der 1. Bundesliga abgestiegen und wollte einen kompletten Neuaufbau mit direktem Wiederaufstieg realisieren. Sie haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, sowohl die Aufgabe als Spielertrainer als auch die des Managers zu übernehmen. Da habe ich nicht lange überlegt und sofort zugesagt, obwohl ich noch nicht mal genau wusste, was die Aufgabe des Managers so mit sich bringt. (Lacht)

War das der Anfang Ihrer Trainerkarriere?

Das kann man so sagen. Es war aber irgendwie auch ein fliessender Übergang vom Spieler zum Trainer. Direkt bevor ich in die Schweiz gekommen bin hatte ich ein Projekt in Bietigheim-Bissingen abgeschlossen. Ich war dort beim Stadtverband für Sport für drei Jahre angestellt, mit dem Ziel, als Spielertrainer 5 junge Spieler im Alter zwischen 14-16 Jahren, davon zwei Nationalspieler, weiterzuentwickeln und mit ihnen im 6-er Team spielend den Verein Liga für Liga nach oben zu führen. Zeitgleich war ich für den Baden-Württembergischen Verband als Honorartrainer tätig.

Im Verband Swiss Table Tennis amten Sie jetzt als Chef Nachwuchs. Wie fällt Ihre Bilanz der letzten Jahre aus?

Ich denke, wir haben bereits relativ viel auf den Weg gebracht. Zu Beginn meiner Zeit bei STT haben wir an internationalen Turnieren oft nur teilgenommen ohne wirklich gute Ergebnisse zu erzielen. Mit Ausnahme der relativ starken Mädchenmannschaft mit Rachel Moret, Monika Führer, Laura Schärrer und Rahel Aschwanden waren wir auf Nachwuchsveranstaltungen nicht konkurrenzfähig. Die primäre Aufgabe von uns Trainern war eher die Spieler*innen dahin zu bringen, dass sie bei Lehrgängen und Wettkämpfen mit der richtigen Einstellung zur Sache gehen. Pünktlichkeit, Disziplin, Spielvorbereitung und solche grundsätzlichen Dinge standen oftmals auf der Tagesordnung. Die meisten Spieler*innen waren zudem nicht in der Lage das straffe Trainingsprogramm mitzugehen. Diese Probleme haben wir jetzt nicht mehr. Mittlerweile überstehen unserer besten Spieler*innen in der Regel auch die Gruppenphase in ihrer Altersklasse bei den WTT Turnieren problemlos. Vereinzelt wurden im vergangenen Jahr auch schon Podestplätze erzielt. Mauro Schärrer erreichte letztes Jahr als erster Schweizer Teilnehmer beim Europe Top 10 Platz 7, Elias Hardmeier kam bei der U 21 EM unter die besten 16. Auf diesen Achtungserfolgen kann man aufbauen. Unser Ziel wird es sein, die wenigen jungen Spieler*innen, die sich zu 100% dem Leistungssport verschreiben, so weit zu entwickeln, dass sie international regelmässig um Podiumsplätze mitspielen. Im besten Fall sogar um EM-Medaillen. Das hätte sogar bereits bei der letzten EM passieren können, wäre Abishek Vepa nicht wegen Erkrankung ausgefallen. Ich hätte ihm im U15-Team mit Noe Keusch zugetraut um den Einzug ins Halbfinal mitzuspielen. Diese Chance zu verpassen war im ersten Moment sehr bitter für uns.

Coach Pedro Pelz mit dem U13 Nationalteam

Mit wem arbeiten Sie eigentlich zusammen?

Sehr eng arbeite ich mit Samir Mulabdic unserem Chef Leistungssport zusammen. Wir versuchen uns viel abzusprechen und an einem Strang zu ziehen. Aber auch mit den anderen Trainerkollegen im STT-Team und den Heimtrainern unserer wichtigsten Spieler*innen bin ich in regelmässigem Austausch. Yannick Charmot berichtet mir oftmals auch wie es gerade in der Westschweiz und vor allem in Genf mit den Spieler*innen läuft. Dazu haben wir 4-5 Mal pro Jahr unsere Meetings in der Sportkommission. Erfreulicherweise gibt es mittlerweile zahlreiche Profitrainer*innen fast flächendeckend in der Schweiz, aber natürlich immer noch zu wenige. Ohne gut ausgebildete Heim- und Stützpunkttrainer*innen geht es im Leistungs-und Spitzensport nicht. Wir versuchen auch immer mehr, unsere besten Spieler*innen gezielt individuell zu fördern. Bei uns ist es leider eben noch so, dass sich ein Trainer oftmals mit einer Gruppe von 8 oder mehr Spieler*innen auseinandersetzen muss, die zudem in der Regel bezüglich Alter, Geschlecht und Spielstärke nicht homogen ist. In anderen Ländern wie Japan oder Indien ist eine 1:1 Betreuung von Trainer*in und Spieler*in schon keine Ausnahme mehr. Das ist natürlich ein Riesennachteil, den man, gerade in der Entwicklung eines Spielers oder Spielerin, nur schwer aufholen kann.

Wo sehen Sie mittelfristig die grössten Chancen auf internationalen Erfolg?

Grundsätzlich ist die internationale Konkurrenz im Tischtennis riesig. Ich denke, dass es keine zweite Sportart gibt, in der die Konkurrenz so gross ist. Unsere grössten Chancen auf Erfolg sehe ich im jüngeren Mädchenbereich – konkret z.B. mit Enya und Elina Hu von Muttenz. Mit ihnen und zwei, drei anderen Spielerinnen haben wir eventuell die Chance, ein Stück weiterzukommen als bisher. Wir müssen diese Mädchen gezielt über Jahre aufbauen. Gerade bei den beiden genannten hat Vater Jiashun Hu als ehemaliger Profispieler bereits hervorragende Arbeit geleistet. Die Grundlagen sind geschaffen. Jetzt müssen wir als Verband ihn als Heimtrainer bei der Entwicklung der beiden bestmöglich unterstützen. Ich halte es für möglich, dass wir mit ihnen bei einer der kommenden Jugend-EMs dann tatsächlich auch um Medaillen spielen.

Sie haben es schon kurz angesprochen. Wie lauten die Ziele in der nächsten Zeit?

Nun gut, wir wollen junge Spieler*innen dahingehend ausbilden, dass sie im Erwachsenenbereich bestimmte Weltranglistenplatzierungen erreichen. Die genauen Ziele, auch für die nächsten Olympiaperioden bis 2032, hat Samir Mulabdic bereits erarbeitet. Dazu gehört es auch, dass die Spieler*innen bereits in jungem Alter bereit sind, sich professionellen Trainingsgruppen im Ausland anzuschliessen, sofern sie ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht haben. Anders geht es nicht. Mit Timothy Falconnier in der Profitrainingsgruppe von Grünwettersbach und jetzt Mauro Schärrer in der von Saarbrücken haben das zwei junge Spieler bereits getan. Elias Hardmeier wird noch in der Schweiz leben, aber viel Trainingszeit in der Profitrainingsgruppe von Bietigheim verbringen. Diese Trainingsgruppen gibt es vor allem in Deutschland und Frankreich. Rachel Moret ist meines Wissens auch relativ jung bereits nach Frankreich gewechselt um unter professionellen Bedingungen zu trainieren. Sie ist nun schon etliche Jahre unsere beste Spielerin und hat bei Olympia nicht nur teilgenommen, sondern auch erfolgreich gespielt. Das zeigt ganz gut das dieser Schritt notwendig sein kann.

Wo orten Sie generell Verbesserungspotenzial?

Wie gesagt, gibt es in der Schweiz unterdessen viele Profitrainer und auch mit den funktionierenden Stützpunkten im Land sind wir ganz gut aufgestellt. Was noch ein bisschen fehlt, ist das Denken in Richtung Leistungssport. Die Trainer müssen Spieler*innen, die dafür in Frage kommen, viel früher noch in diese Richtung lenken. Geeignete Talente dürfen gerne schon im Alter von 6-7 Jahren speziell viel Tischtennis mit oder ohne Ball trainieren. Eine polysportive Ausbildung ist für Kinder grundsätzlich immer eine guter Ansatz, aber für unsere komplexe Sportart hat sich herauskristallisiert, dass die besten Profispieler*innen in Europa und der Welt sich sehr früh nur auf Tischtennis spezialisiert haben.

Besuchen Sie die Stützpunkte auch?

Ja das tun wir. Alle Mitglieder der Sportkommission sind hier eingebunden und besuchen einzelne Stützpunkte. Das haben wir nicht immer getan, aber wir haben festgestellt, dass die Kommunikation und der Meinungsaustausch zwischen dem Verband und den Stützpunkten Probleme lösen kann. Das wird übrigens von den meisten Stützpunkten auch sehr begrüsst. Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit stetig zu verbessern, auch damit unsere jungen Kaderspieler*innen beste Trainingsbedingungen haben. Da viele Vereine gleichzeitig auch ein STT-Stützpunkt sind ist es aber wichtig, dass sie dieses Training als leistungssportorientiertes Training anerkennen und das nicht mit den Trainingsgruppen des Vereins vermischt wird.

Was steht in den nächsten Monaten an?

Von Frühjahr bis zum Sommer gibt es jährlich eigentlich relativ viele internationale Turniere die wir mit unseren Nachwuchskadern besuchen. Von der Wichtigkeit her gesehen findet Anfang April die U21-EM statt. Hier haben sich mit Elias Hardmeier, Barish Moullet und Mauro Schärrer gleich drei Spieler qualifiziert. Im Juni gibt es die neu geschaffene U13 EM. Das ist für uns eine sehr spannende Geschichte, da wir hier sehr gut sehen können wo wir in Europa mit unseren Jüngsten stehen. Im Juli ist der Saisonabschluss traditionsgemäss dann die Jugend EM.