Nach einem besonders vielversprechenden Saisonstart für die Schweizer Nationalmannschaften scheint der Trend so positiv wie selten zu sein. Getragen von den jüngsten Erfolgen auf europäischer Ebene bleiben unter der Leitung der Sportkommission die Ambitionen hoch. Wir haben Cheftrainer Samir Mulabdic getroffen, um über die Ziele für die Saison 2025/26 und die mittelfristigen Perspektiven des Nationalkaders zu sprechen.
Text: Raouf Morsi / Fotos: René Zwald & ETTU
Hallo Samir, die Saison begann fulminant mit den Medaillen an der U13-EM! Welche weiteren Ziele hat sich die Sportkommission über diese ersten Erfolge hinaus für die Saison gesetzt?
Saisonhöhepunkt wird die Jugend-EM (U15 und U19) im Juli 2026 sein. Nach den starken Ergebnissen bei der letzten Jugend-EM, bei der wir mit zwei Teams in der ersten Division vertreten waren, möchten wir in dieser Saison auch in den Einzelkategorien gute Ergebnisse erzielen. Besonders schön wäre es, wenn wir mindestens einen Spieler oder eine Spielerin unter den besten 16 platzieren könnten.
Darüber hinaus wäre es natürlich super, wenn wir auch im Mixed oder im Doppel um Medaillen mitspielen könnten.
Ein weiteres wichtiges Ziel in der laufenden Saison 2025/26 sind Podestplätze bei den ETTU und WTT-Turnieren im Nachwuchsbereich. Wie schon in der vergangenen Saison möchten wir dort wieder einige Medaillen gewinnen – sowohl im Einzel als auch im Doppel.
Wie lässt sich deiner Meinung nach der Erfolg einer Saison wirklich messen, abgesehen von der Medaillenbilanz?
Ich messe den Erfolg daran, dass unsere Nationalspielerinnen und -spieler in allen Altersklassen – von den jüngsten Nachwuchsstufen bis hin zur Elite – gegenüber der internationalen Konkurrenz immer wettbewerbsfähiger werden. Entscheidend ist, dass sie gegen starke Gegnerinnen und Gegner aus dem Ausland auf Augenhöhe spielen und ihre Leistung konstant abrufen können.
Natürlich spielt auch die individuelle Entwicklung eine grosse Rolle. Wenn unsere Athletinnen und Athleten ihre persönlichen Ziele erreichen – sei es im mentalen, physischen, technischen oder taktischen Bereich – dann sehe ich das ebenfalls als klaren Erfolg. Daran lässt sich der Fortschritt innerhalb einer Saison sehr gut ablesen.
Was sind deiner Meinung nach die grössten Herausforderungen, denen sich die Nationalmannschaft in den kommenden Monaten stellen muss?
Es gibt mittlerweile sehr viele Verpflichtungen. Die Zahl der internationalen Turniere und Trainingslager nimmt stetig zu – dazu kommen Schule, Clubtraining und andere Anforderungen. Ich denke, die grösste Herausforderung besteht darin, all das unter einen Hut zu bringen, gut zu organisieren und dafür zu sorgen, dass unsere Spielerinnen und Spieler genügend Zeit für Regeneration und qualitativ hochwertiges Training haben.
Nur ständig unterwegs zu sein, von einem Turnier zum nächsten oder von Spiel zu Spiel zu hetzen, ist auf lange Sicht keine gute Lösung für die persönliche und sportliche Entwicklung. Deshalb ist es für mich entscheidend, den Alltag und die gesamte Saison so zu strukturieren, dass trotz der vielen internationalen Einsätze eine gesunde Balance bleibt. Das ist sicherlich eine der grössten Herausforderungen im heutigen Nachwuchs- und Leistungssport überhaupt.
Und wenn wir weiter in die Zukunft blicken: Wie stellst du dir die mittel- und langfristige Entwicklung der Nationalmannschaft vor?
Mittel- bis langfristig hoffe ich, dass wir bei den Damen und Herren Nationalteams haben, die sich regelmässig für die Team-Europameisterschaften qualifizieren. Im Einzelbereich wünsche ich mir Spielerinnen und Spieler, die sich kontinuierlich für die European Games qualifizieren und dort ihr Können unter Beweis stellen.
Darüber hinaus wäre es super, wenn es uns gelingt, dass jemand in die Top 100 der Weltrangliste kommt und weitere Spieler sich unter den Top 200 etablieren. Mein Ziel ist, dass sie dort beständig gute Ergebnisse erzielen und sich langfristig auf diesem Niveau behaupten können.
Auch im Nachwuchsbereich bin ich optimistisch: Aufgrund unserer bisherigen internationalen Erfolge hoffe ich auf Qualifikationen für die Jugendweltmeisterschaften und die Jugend-Olympischen Spiele, sodass die jungen Talente wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln können.
Vom 23. bis 27. Oktober finden die Czech Open statt. Die Delegation bestehend aus Michelle Wu, Emily Wu, Enya Hu und Elina Hu wird in den Einzelkategorien antreten. Begleitet wird sie von Trainer Samir Mulabdic.
Von links nach rechts: Samir Mulabdic, Pedro Pelz, Silas Stalder, Michelle Wu