Superfinal 2025: Neuhausen und Carouge triumphieren

Text: Sebastian Lauener / Fotos: René Zwald (Fotoalbum)

STTL Women: Neuhausen vs. ZZ-Lancy

Am Samstag, 24. Mai war es soweit: Der Ausrichter Zürich-Affoltern begrüsste die qualifizierten Teams in der Sporthalle Utogrund zum Superfinal 2025. In der STTL Women traf Qualifikationssieger Neuhausen auf den Zweitplatzierten ZZ-Lancy, das in den letzten beiden Saisons den Titel der obersten Damen-Spielklasse holte und den Titel-Hattrick sichern wollte. Neuhausen wiederum brannte auf Revanche: Im Superfinal von 2022/23 unterlagen sie ersatzgeschwächt ZZ-Lancy noch mit 6:2, womit ihre Serie von sieben Meistertiteln in Folge endete. Die Direktduelle der Gruppenmeisterschaft 2024/25 gingen mit 6:3 für Neuhausen und 5:5 unentschieden aus, wobei in beiden Fällen die Teams nicht mit der besten Aufstellung antraten. Mit Spannung zu erwarten war unter anderem das Einzel der beiden in der Liga noch ungeschlagenen Spielerinnen Nolwenn Fort und Bérénice Marteau, die beide an erster Stelle aufgestellt wurden.

Das Aufeinandertreffen zwischen dem Ligaersten und -zweiten begann mit dem Spiel Nolwenn Fort gegen Nina Tullii. Die Vorzeichen waren klar: Im Hinrundenspiel konnte Tullii gerade mal 11 Punkte in drei Sätzen erzielen. Entsprechend deutlich ging der erste Satz mit 11:2 an Neuhausen. Fort punktete wiederholt mit starken Vorhandschwingern und hatte auch aus der Halbdistanz das Spiel voll im Griff. Tulli konnte aber zu Beginn des zweiten Satzes mit 0:3 in Führung gehen. Zwar konnte Fort bei 6:6 den Gleichstand wieder herstellen, aber in der Folge war sie zu häufig ausser Position: Zu häufig war Fort weit weg vom Tisch in einer passiven Position. Der Ballonabwehr und den Rückhand-Schnittabwehrbällen der Neuhauserin begegnete Tullii mit überlegten Blocks und kurz abgelegten Bällen. Dank fünf Punkten in Folge konnte Tullii mit 11:6 ausgleichen. Der Satzverlust wirkte wie ein Weckruf: in den beiden Folgesätzen ging Fort konzentriert zu Werke und spielte sich jeweils zu Satzbeginn eine komfortable Führung heraus. Mit zweimal 11:7 konnte die Französin auf 1:0 für Neuhausen stellen (11:2, 6:11, 11:7, 11:7).

Nolwenn Fort

Das zweite Einzel war das Spiel, das noch vor zwei Jahren den Titel für die Genferinnen bedeutete: Patra Akhyata mit einer der positivsten Einzelbilanz der Regular Season (23 Siege, 4 Niederlagen) traf auf die unbezwungene Bérénice Marteau (16:0). Das Duell vor zwei Jahren konnte die Favoritin Marteau noch mit 3:1 für sich entscheiden, aber beide Akteurinnen wollten die persönliche Ungeschlagenheit in den diesjährigen Play-Off-Spielen erhalten. Kaderspielerin Patra ging beherzt in den ersten Satz und kam wiederholt zu starken Rückhandabschlüssen, die Grundlage für den überraschenden 11:6-Satzgewinn waren. Marteau war sichtlich frustriert und erhielt eine gelbe Karte nach Satzende für ihr Ablegen des Schlägers. Im nächsten Satz fand Marteau besser ins Spiel: Dank guter Services und starker Drittballangriffen mit ihrer Noppen-Vorhand konnte sie den nächsten Satz erfolgreich gestalten (8:11) und auch im dritten Satz lag Marteau schnell in Front, allerdings konnte Patra zu Satzende wieder den Anschluss herstellen. Mit einem eminent wichtigen Punkt zum 9:11 konnte Marteau nach etlichen spektakulären Ballwechseln auf 1:2 stellen. Der vierte Satz war neuerlich mehrheitlich ein Duell auf Augenhöhe; als Patra durch einen Netzroller mit 4:5 in Rückstand ging, nahm sie ihr Timeout. Unbeirrt setzte Marteau aber ihr Spiel fort, ging zuerst mit 4:8 in Front und hatte schliesslich bei 6:10 die ersten Matchbälle. Mit 7:11 ging der Match letztlich standesgemäss an ZZ-Lancy (11:6, 8:11, 9:11, 7:11), das im Gesamtscore ausglich.

Bérénice Marteau

Das Spiel zwischen Laura Robertson und Ludivine Maurer hatte erhebliche Bedeutung, konnte die Siegerin der Partie doch die entscheidenden Weichen für ihre Farben stellen, Maurer, obschon tieferklassiert, konnte die letzten drei Begegnungen jeweils im fünften Satz für sich entscheiden: zweimal im Play-Off-Halbfinal der letzten Saison und einmal im Rückrundenspiel im März. Robertson war dementsprechend vorgewarnt und wollte sich revanchieren. In einem Spiel auf Messers Schneide fanden sich die Kontrahentinnen in der Verlängerung wieder: Robertson führte erst mit 10:8, musste beim Stand von 10:11 für Maurer einen Satzball abwehren und schloss letztlich den Satz mit dem Punkt zum 14:12 erfolgreich ab. Der nächste Satz war von einem Blitzstart von Robertson geprägt: Gleich mit 6:1 ging die Deutsche in Führung. Maurer war aber noch nicht aus dem Spiel: In einem offenen Spiel mit zahlreichen Topspinduellen tastete sich die Genferin wieder heran zum 7:6. Auch Robertson konnte aber nun wieder einen Gang höher stellen und konnte den zweiten Satzball zum 11:8 verwerten. Der dritte Satz hatte einen ähnlichen Beginn wie der zweit und Maurer nahm bei 3:1-Rückstand ihr Timeout. Dieses verfehlte aber die gewünschte Wirkung: Robertson spielte nun in allen Belangen überlegen und machte keinen Fehler mehr: Mit 11:1 konnte sie den 3:0-Sieg (14:12, 11:8, 11:1)  sicherstellen und Neuhausen mit 2:1 in Führung bringen.

Laura Robertson

Die beiden Französinnen Nolwenn Fort und Bérénice Marteau traten nun in die Box: Fort mit der Möglichkeit, den Titel für Neuhausen zu sichern, Marteau bestrebt darum, mit einem Sieg das Entscheidungsdoppel herbeizuführen. Die Neuhauserin holte den ersten Satz mit 11:9 und auch der zweite Satz drohte an Fort zu gehen. Jedoch drehte Marteau beim Stand von 9:7 auf und erzielte vier Punkte in Folge danke ihrer variablen Services und starken Noppen-Angriffsbällen. Der nächste Satz war ebenfalls ein ausgeglichener; wiederholt aber schätzte Fort den Schnitt aus den Noppen Marteaus falsch ein und blockte die Bälle wiederholt ins Netz – erneut 9:11 für Marteau und ZZ-Lancy. Im vierten Satz stand es zum vierten Mal 9:9. Marteua konnte mit einem guten Block auf Forts Vorhandtopspin reagieren und sich somit einen Matchball erspielen. Fort aber stellte unbeirrt mit einem direkten Vorhandtopspin-Return den Ausgleich wieder her. Die Verlängerung war nichts für schwache Nerven: Fort erspielte sich wiederholt mit ihrer starken Vorhand Satzbälle, Marteau konnte postwendend ausgleichen. Letztlich konnte aber Fort mit dem 14:12 den Gleichstand nach Sätzen wieder herstellen. Nolwenn Fort konnte das Momentum in den fünften Satz hinübernehmen und mit 5:3 in Führung gehen. Marteau nahm ihr Timeout, aber die Wirkung war bescheiden: Fort spielte weiter wie aus einem Guss und drückte dem Spiel ihren Stempel auf. Bei 10:4 hatte sie ihren ersten Matchball und konnte die Meisterschaft für Neuhausen entscheiden. Einen Punkt machte Marteau noch, verfehlte danach jedoch einen Vorhandangriffsball. Der Sieg von Fort (11:9, 9:11, 9:11, 14:12, 11:5) war gleichbedeutend mit dem lautstark gefeierten 15. Titel für Neuhausens Damenteam.

STTL Men: ZZ-Lancy vs. Carouge

Auf das Damenfinale folgten die Herren: Im Genferduell spielte das drittplatzierte ZZ-Lancy, das im Halbfinale den Doublesieger Lugano ausgeschaltet hatte, gegen das viertplatzierte Carouge, das sich überraschend gegen Rio-Star Muttenz behauptet hatte. Die Duelle der Saison endeten mit 2:6 für Carouge und 6:4 für ZZ-Lancy. Die Affiche versprach also spannend zu werden: Mit Yoan Rebetez (24 Siege, 12 Niederlagen) und Loïc Stoll (19:7) traten für ZZ-Lancy zwei Spieler der STTL-Top 5 an, die zudem im Play-Off-Halbfinal beide eine weisse Weste wahrten. Ausserdem tat der Teamcaptain Michel Martinez mit, der in seinen wenigen Einsätzen zumeist unbesiegt blieb und lediglich gegen Lugano eine Niederlage einstecken musste. Die Equipe von Carouge war nach Bilanz leicht schwächer einzuschätzen: Clément Chobeau (14:12 in der Regular Season) war im Halbfinale immer siegreich, Nolan Givone (19:8) hatte eine starke Saison, verzeichnete aber im Play-Off bisher drei Einzelniederlagen, und Bastien Dupont (14:9) obsiegte im Play-Off dreimal und unterlag zweimal.

Loïc Stoll und Nolan Givone stiegen zuerst in die Box: Der Carouger hatte gegen den Verteidiger Stoll in der bisherigen Saison zweimal mit 3:1 gesiegt, ZZ-Lancy war somit vorgewarnt. Stoll ging konzentriert zur Sache und erspielte sich schnell einen 7:3-Vorsprung. Givone aber, der jetzt erst richtig in die Partie fand, machte sieben Punkte in Folge und konnte sich schliesslich hauchdünn den ersten Satz sichern. Der Carouger konnte den Schwung mitnehmen und ging im zweiten Satz mit 1:6 in Führung, allerdings sollte auch dieser Satz knapp enden: Nach etlichen langen Ballwechseln ging dieser Satz mit 8:11 auch zugunsten des Carougers aus. Stoll, der seine Spielweise leicht anpasste und vermehrt in den Angriff überging, konnte die nächsten beiden Durchgänge dominanter gestalten und beide knapp für sich entscheiden. Das Publikum konnte sich auf einen spannenden Entscheidungssatz freuen, aber Givone hatte etwas dagegen: In überlegener Manier erspielte er sich Punkt um Punkt, reagierte auf Verteidigungs- wie Angriffsbälle Stolls gelassen und fand immer das richtige Mittel. Mit einem deutlichen 2:11 konnte Nolan Givone die Partie (9:11, 8:11, 12:10, 11:9, 2:11) entscheiden und auf 0:1 für Carouge stellen.

Nolan Givone

Michel Martinez trat für ZZ-Lancy gegen den an Nummer 1 gesetztem Clément Chobeau an. Letztgenannter konnte im ersten Satz häufig als Erster eröffnen und die Initiative ergreifen, während Martinez häufig nur noch reagieren konnte. Entsprechend deutlich ging der Satz mit 6:11 an Chobeau. Martinez kam im nächsten Durchgang besser ins Spiel und konnte sich nach dem 6:6 entscheiden absetzen und den Satz für sich buchen. Die beiden Folgedurchgänge waren ein Ebenbild des ersten Satzes: In einem mehrheitlich offenen Schlagabtausch war Chobeau vermehrt der initiativere Spieler und er konnte sich zwei Mal durchsetzen (6:11, 11:7, 7:11, 7:11).

Clément Chobeau

Yoan Rebetez und ZZ-Lancy befanden sich nun bereits mit dem Rücken zur Wand: Sollte der Meistertitel noch glücken, müsste jedes Spiel gewonnen werden. Rebetez legte denn auch los wie die Feuerwehr: Dem Gegner Bastien Dupont fehlte oft die Zeit für eine adäquate Reaktion, zu hart und treffsicher schlugen die Abschlüsse von Rebetez auf Duponts Tischhälfte ein. Die ersten Sätze gingen zu 6 und zu 3 an Rebetez. Der dritte Satz sollte eine andere Geschichte erzählen: Beide Spieler lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Duell und Dupont konnte seinerseits ebenfalls druckvoll gegenhalten. Beim Stand von 8:10 hatte Dupont seinen ersten Satzball. Aber unbeirrt reagierte Rebetez mit Rückhandschüssen auf die Eröffnungen von Duponts und wehrte beide Satzbälle ab. Er selbst wiederum konnte seinen dritten Matchball schliesslich verwerten (11:6, 11:3, 13:11) und für ZZ-Lancy den 1:2-Anschluss herstellen.

Yoan Rebetez

Wie bei den Damen zuvor müsste ZZ-Lancy auch bei den Herren das Duell der Nummer Einsen gewinnen, damit sie im Doppel noch eine Chance auf den Meistertitel hätten. Loïc Stoll und Clément Chobeau traten in die Box. Die Vorzeichen standen gut für ZZ-Lancy: Stoll konnte in den beiden Duellen der Saison Chobeau jeweils mit 3:2 besiegen. Der erste Satz war eine knappe Geschichte: Nach 1:4-Rückstand zu Beginn konnte sich Stoll in die Partie kämpfen. Ausgeglichen ging es in die Verlängerung, wo Stoll bei 10:11 ein Servicefehler unterlief – der Satz ging somit an den Carouger Chobeau. Den zweiten Satz wollte Stoll erfolgreicher gestalten: Mit der 7:5-Führung war die Grundlage gelegt, aber Chobeau konnte den Ausgleich herstellen. Nach dem Timeout von Stoll sollte sich der Verlauf nicht ändern: Wiederholt eröffnete Chobeau sehr schnittreich und schloss anschliessend krachend ab. Der siebte Punkt in Folge war gleichbedeutend mit dem 7:11.

Clément Chobeau spielte mit der 2:0-Führung im Rücken nun sehr befreit auf: Der dritte Satz war eine eindeutige Sache und der Carouger zog sein Spiel konzentriert durch. Mit dem 3:0-Triumph (10:12, 7:11, 4:11) konnte Chobeau seinem Verein im ersten Final der Clubhistorie gleich den Meistertitel sichern. ZZ-Lancy hingegen muss sich nach dem Sieg 2022 weiterhin auf den 3. Meistetitel gedulden.