Anton Lehmann ist von uns gegangen

Ich habe noch keine Zeit zum Sterben!

Diese Worte hat Anton Lehmann in den letzten Monaten wiederholt gesagt oder auch geschrieben und zeigte damit seine positive Lebenseinstellung. Nun hat er den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren.

Mit Anton Lehmann verliert die Schweizer Tischtennisszene eine schillernde Persönlichkeit, die in verschiedenen Funktionen die Geschichte unseres Sports nachhaltig geprägt hat. In den 60er- und 70er-Jahren war der junge Student Toni Mitglied der alternativen Szene in Bern und Anhänger der Trotzkisten. Er gründete 1974 als erster eine WG in Bern, deren Geschichte er erst kürzlich im vielbeachteten Buch «Er wohnt in einer stadtbekannten Kommune» niederschrieb. Neben seinem bewegten Studentenleben, wo er wegen seiner politischen Gesinnung für eine gewisse Zeit von der Universität ausgeschlossen wurde, war er Mitglied der legendären Mannschaft von Elite Bern (später GGB) und gewann zusammen mit Marcel Grimm und Bernard Chatton mehrere Schweizermeistertitel mit der Mannschaft. Er war zudem Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft und vertrat die Schweiz auch an den Weltmeisterschaften 1969 in München.


ca. 1982 – Berner TT-Auswahl (von links) die Berner Beat Schladitz, Anton Lehmann, Adrian Dürig, Bernard Chatton) zusammen mit den besten chinesischen Spielern der damaligen Zeit

In den 70er-Jahren stellte Anton zunehmend als Trainer sein Fachwissen jüngeren Spieler:innen zur Verfügung. 1978 wurde er, trotz seiner politischen Vergangenheit, von der Eidgenössischen Sportschule in Magglingen als erster Fachleiter Tischtennis in Jugend und Sport angestellt und war so an vorderster Front für den Aufbau der Traineraus- und Fortbildung in der Schweiz verantwortlich.

1986 durfte ich zusammen mit Daniel Allgöwer und Toni, im Auftrag der Sportschule Magglingen, eine 5-wöchige Studienreise quer durch China machen, die uns auf eindrückliche Weise vertiefte Einblicke in die Tischtennisgrossmacht China ermöglichte. Anfangs 90er-Jahre übergab Anton mir dann die Fachleitung in Jugend+Sport, blieb aber dem Tischtennis weiterhin in verschiedensten Funktionen erhalten. Er erlebte als Spieler in den Seniorenkategorien seinen zweiten Frühling und spielte auch an verschiedenen Welt- und Europameisterschaften der Senioren.

Seit vielen Jahren war Anton Sekretär des Swaythlingclubs der Schweiz und verfasste in dieser Funktion mit seinen journalistischen Fähigkeiten wohlformulierte Nachrufe auf Tischtennisgrössen wie Hugo Urchetti, Lazlo Földy oder auch Jacques Secretin. Nun hatte ich die Ehre, einen Nachruf auf Anton Lehmann zu verfassen, der für immer bleibende Spuren in der Tischtennisszene Schweiz hinterlassen hat und deren Angehörigen wir im Namen von Swiss Table Tennis unser herzliches Beileid aussprechen. RIP Toni!

Georg Silberschmidt

 

Lieber Anton, vor mehr als 54 Jahren haben wir uns kennengelernt. Durch unserer gemeinsamen Leidenschaft, den Tischtennissport und unzählige TT-Veranstaltungen, Reisen, Kurs-Organisationen, Trainingslagern (natürlich auch Geburtstagsfesten), wurde unsere Freundschaft vertieft. Ich danke Dir herzlich für die vielen Jahre, Tage, Stunden, die wir gemeinsam verbringen durften.

Ruhe in Frieden, Adieu my dear friend!

Theresia Földy

 

„Anton Lehmann war ein humorvoller, engagierter und kämpferischer Mensch, mit dem ich mich immer gerne ausgetauscht habe und den ich vermissen werde.“

Thomas Busin

 

Ich habe Anton Lehmann als einen unglaublich vielseitigen, neugierigen und offenen Menschen erlebt.“Anton du fehlst!“

Thomas Sadecky

 

Mein Andenken an Anton ist eine Person, die immer gut gelaunt ist, lächelt, bereit ist, zu unterhalten und eine gute Atmosphäre um sich herum zu schaffen.

Ohne seinen Sinn für Humor zu vergessen:

Vor einigen Jahren traf ich ihn irgendwo zwischen Bern und Zürich anlässlich einer Senioren-Schweizermeisterschaft (ich habe vergessen, wo die Meisterschaft stattfand). Das erste Mal, dass wir uns nach 20 oder mehr Jahren wiedergesehen haben. Eine Freundin von mir war dabei, sie wollte etwas Tischtennis sehen, sie ist Vietnamesin. Er lud uns ein, am Vorabend an seinem Tisch zu sitzen, da wir zufällig im selben Hotel wohnten. Wir unterhielten uns (auf Französisch, er sprach fliessend) und nach einer Weile fragte er meine Freundin: Woher kommst du? Sie sagte „Von Genf“ und er fragte mit einem süssen, leichten schweizerdeutschen Akzent: voui, mais avant ?

Michèle Stirn