Kreativität in der Mitgliedergewinnung: Ab ins Freibad
Wenn Sie diesen Text lesen, ist es höchstwahrscheinlich noch nicht allzu warm. Draussen wird es mehr oder weniger kalt sein, die Aussichten auf Tischtennis werden – höchstwahrscheinlich – weiterhin heiter bis wolkig sein. Zeit genug also, unseren Sport in all seinen Facetten von Spielbetrieb, Organisation bis Training neu und anders zu denken.
Text: Dirk Lion / Foto: BNJ
Versetzen wir uns gedanklich kurz in den Sommer 2021 und in ein Freibad Ihrer Wahl. Sommer, Sonne, Schuss im Freibad!
Tischtennis boomt – und keiner merkt es
Zugegeben: Ich gehöre nicht zu den regelmässigen Freibadgängern. Aber wenn es mich dann in den letzten Jahren doch mal in eine solche Anlage verschlagen hat, bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Menschen mit Leidenschaft und Spass unserem weissen Ball hinterherjagen. Mit den verrücktesten Griffhaltungen und Schlagtechniken, aber immer mit Spass und einem Lachen im Gesicht. Von jung bis alt, an den oftmals mehreren Steinplatten tummeln sich den ganzen Tag über Spielerinnen und Spieler. In vielen Parkanlagen, sieht es ähnlich aus. Tischtennis? Boomt!
Freibäder und Parks als Ressource zur Mitgliedergewinnung
Natürlich: Tischtennis im Freien ist ein Sport unter anderen, teils vereinfachten, teils erschwerten Bedingungen. Die Schläger entsprechen meist keiner Zulassung, Rotation ist auch dank der Spieloberfläche Mangelware. Und dennoch: Warum nicht einen Trainings-Nachmittag im Freibad verbringen, mit den Kindern und Jugendlichen des Vereins dort ein Training abhalten – wodurch neben dem Zusammenhalt auch deren Spielkreativität gefördert wird! – und so im Idealfall mit interessierten Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen? Oder mit interessierten Erwachsenen für die eigene Hobbygruppe, die es im Idealfall schon im Verein gibt?
In jedem Fall Handzettel bereit halten und an die Platten oder die Eingänge (falls erlaubt) ein Schreiben mit den Kontaktdaten des Vereins anbringen, so dass man sich bei Interesse an Tischtennis im Verein jederzeit melden kann.
Ein kleines Mosaik für die Zukunft
Dass dies überall funktioniert? Fraglich. Aber wenn es irgendwo funktioniert, ist es wieder ein weiterer kleiner Mosaikstein gegen die seit vielen Jahren leider rückläufigen Mitgliederzahlen. Tischtennis ist als Freizeitsportart beliebt, doch am Übertrag in die Vereine scheitert es aus vielerlei Gründen weiterhin. Ein Grund ist sicherlich, dass viele nicht in einer Mannschaft spielen wollen und spätestens, wenn man als „Hobby“ zwei Mal ins Training kommt, ist der- oder diejenige gefühlt schon aufgestellt – ob wirklich gewollt oder nicht. Hier bietet eine verzahnte Hobbygruppe ein gutes Scharnier.
Wenn noch keine Hobbygruppe existiert, wäre dies im Vorfeld oder direkt nach solchen Aktionen eine sinnvolle Erstmassnahme. Hobbygruppen sind in Vereinen vielfach noch nicht als legitimes, weiteres Standbein angekommen. Doch hat, davon bin ich überzeugt, auch diese Form des Tischtennis seinen Platz in unserer Sportwelt.
In Vereinen könnte die Installation einer Hobbygruppe unterstützt werden von eben jenen Besuchen im Freibad oder im Park, zeitgleich könnte aus möglichen weiteren Teilnehmer-Pools, zum Beispiel Eltern von Kindern, Stück für Stück eine funktionierende Hobbygruppe aufgebaut werden – die sich im Idealfall selbst organisiert. Flankiert mit Aufrufen in sozialen Medien oder dem örtlichen Amtsblatt, dass man sich gerne anschliessen kann, besteht so die realistische Chance, dem Verein ein weiteres Standbein zu erschliessen.
Möglichkeiten gibt es viele. 2020 war kein gutes Tischtennis-Jahr, aber Zeit für Reflexion bietet auch immer die Gelegenheit, neu zu denken, Anlauf zu nehmen – und durchzustarten mit neuer Energie, neuen Ideen, neuem Tatendrang.
Vielleicht gibt es Leserinnen und Leser des Sidespin, die mit dem beschriebenen Szenario bereits Erfahrungen gesammelt haben und uns in den nächsten Ausgaben davon berichten wollen – ich würde mich freuen! Bleiben Sie kreativ – auch in der Mitgliedergewinnung.
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