Andrew Williams (52-jährig), Nachwuchscoach ATTT: Innovativ zu neuen Horizonten aufbrechen
Noch in der vergangenen Saison stand Andrew Williams (52) für das Nationalliga A-Fanionteam TTC Lugano am Tischtennistisch. Das hat sich seit September 2019 vollends geändert. Nun richtet er seinen sportlichen Fokus ganz auf die Tessiner Nachwuchsförderung aus. Dazu erklärt Williams: „Jeweils einmal pro Woche leite ich die Trainingseinheiten in Lugano, Riva San Vitale, Locarno und Tenero“. Offensichtlich, dass Sidespin die Details vom vielseitigen Förderer näher kennenlernen wollte…
Text: Robert Szendröi / Fotos: Barbara Williams (www.BarbaraWphoto.com)
Seine Lektionen wurden in den letzten Wochen und Monaten von der COVID-19-Pandemie gebremst. Nichtsdestotrotz zeichnet sich seit Kurzem ein Lichtstreifen am Horizont ab. Dazu der gebürtige Jamaikaner und US-Amerikaner Andrew W.: „Seit dem 11. Mai 2020 haben wir mit dem Tessiner Verband zu einem langsamen Start angesetzt“. Auf der Gotthard-Südseite gibt es mittlerweile wieder sechs Tischtennis-Klubs. Im vergangenen Jahr haben Bellinzona und Chiasso ihre Aktivitäten wieder aufgenommen. Darüber berichtete Sidespin bereits. Zur Zeit verfügen diese beiden Klubs noch über keine Nachwuchsabteilungen. Williams klärt uns über die Teilnehmeranzahl in den übrigen vier Standorten folgendermassen auf: „Insgesamt machen rund 90 Jungkräfte, zwischen 8 und 16 Jahren, am Trainingsbetrieb mit. In Lugano sind es etwa 15 Schüler, zwischen 10 und 13 Lenzen, während in Riva San Vitale ungefähr 25, von 10 bis 14 Jahren. Im Sopraceneri, sprich Locarno besuchen rund 30 Jugendliche, zwischen 7 und 14 Jahren, die Tischtennis-Aktivitäten und in Tenero sind um die 20 Schüler, von 7 bis 13, anzutreffen. Allerdings gibt es einen Wermutstropfen, denn gänzlich sind gerade nur zwei Mädchen mit dabei. Eines kommt aus Lugano und das andere aus Locarno. Besonders hier möchte ich den Hebel ansetzen und viel mehr Mädchen für das Tischtennis gewinnen“.
Kantonaler Aufbau bereits mit kleinen Erfolgen gespickt
Andrews Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Trainingsgestaltung, sondern er muss das Geschehen an den Standorten ebenso genau beobachten. Hierzu seine Äusserungen: „Wichtig ist die Basis zu erkennen, auf welcher man die Teilnehmer weiterentwickeln kann. Daran denke ich nur an ihr bisheriges Können beim Tischtennis, sondern genauso an ihre körperliche Beweglichkeit. Bei meinem Wirken konzentriert sich längst nicht alles nur aufs Tischtennis. Ich baue oft andere Spiele direkt ins Tischtennis ein oder setze auf musikalische und sogar tänzerische Einlagen. Das erhöht allerseits die Freude und sorgt gleichzeitig für mehr Abwechslung. Dazu denke ich an Laufübungen zu einem anderen Tisch und wieder zurück. Ferner gehört das sogenannte Teambuilding zum Motivationsfaktor, indem ich beim Talenttraining die Teilnehmer aus den vier verschiedenen Klubs untereinander mische. So macht das Spielen noch mehr Spass. Ich versuche stets verschiedene Faktoren einfliessen zu lassen, damit wir im Tessin mehr Jungspieler für unseren fantastischen Sport gewinnen können! In Sachen Erfolge haben es z. B. die beiden Locarnesi, genauer der 14-jährige Kimi Bertolotti von der zweiten auf die fünfte Niveaustufe sowie Francesco Bernardini (12) von der ersten aufs zweite Niveau geschafft. Erwähnenswert, dass mit Marco Brites (U18, Tenero), Kimi Bertolotti (U15, Locarno), Francesco Bernardini (U13, Locarno) sowie Shia Williams (U11, Lugano) am 1. Dezember 2019 an den Top-24-Meisterschaften in St. Gallen zugegen waren. Es ist das Ziel, dass sie bei der nächsten Austragung eine Leistungssteigerung hinlegen“.
Interessantes Gespräch mit STT-Verbands-Cheftrainer Samir Mulabdic (50)
In der Tat wirft Andrew W. enorm viel persönliche Energie in die Waagschale, um den fabelhaften Tischtennissport in der Südschweiz wachsen zu lassen. Dafür hat er das Gespräch mit dem Schweizer Tischtennis-Verbands-Cheftrainer Samir Mulabdic gesucht. Darüber verrät Williams: „Gerne möchte an einem Wochenendtag pro Monat einige Tessiner Talente in einen Klub aus anderen Kantonen bringen, damit sie dort neue Erfahrungen und Fortschritte erzielen können. Die gleiche Initiative erhoffe ich mir von der Gegenseite, dass sie uns genauso einmal monatlich besuchen. Das würde den sportlichen und kulturellen Austausch gezielt fördern. Nicht nur auf diese Art möchte ich eine grössere Teilnahme der Mädchen ankurbeln, denn leider machen sie sich bis heute immer noch viel zu rar. Ich denke weiter an unser einziges Tessiner Damenteam, welches die Klubfarben des TTC Teneros in der Nationalliga A vertritt. Sie sollen an Schulen, Einkaufszentren oder an der Sportissima (Anm.d.Red.: traditionelle und jährliche Tessiner Sportveranstaltung Anfang September) mit Tischtennis-Demonstrationen auftreten. Damit soll bei den „Girls“ das Interesse und der Mut zum Ausprobieren geweckt werden“.
Andrews Ausblick mit Traum sowie Bilder zum Eintauchen auf Facebook/Instagram
Aus beruflichen Gründen muss Computer-Fachmann Williams (www.dataly360.com, Business intelligence) indes in der nächsten Saison Abstriche in Kauf nehmen. So fällt der wöchentliche Trainingsabstecher nach Locarno und am Lago Maggiore auf unbestimmte Zeit buchstäblich ins Wasser.
Das Trainerwirken bedeutet für ihn Leidenschaft pur. Dies unterstreicht seine folgende Ausführung: „Ich will dem Tessin zu einem Qualitätssprung verhelfen. Endlich soll der Südkanton auf der Schweizer Tischtenniskarte flächendeckend erkannt werden. Deshalb müssen die Tessiner erkennen, dass Tischtennis eine wirkliche Sportart ist und nicht nur zum Plausch, wie z. B. im Strandbad unter Freunden und in der Badehose oder in Jeans gespielt wird, sondern im entsprechenden Trainingstenü“! Und noch was ergänzt der Fachmann: „Ich möchte weiter Talente entwickeln und träume davon, eines Tages einen Weltklassespieler aus dem Tessin zu betreuen“! Eine keineswegs abtrünnige Vorstellung. Wer hätte schliesslich zur letzten Jahrtausendwende gedacht, dass Roger Federer aus der kleinen Tennisschweiz zu einem herausragenden Weltstar empor stösst…
Und wer sich über die attraktiven und innovativen Trainingsmethoden von Andrew Williams bildliche Klarheit verschaffen will, der findet auf Facebook/Instagram (tennistavoloticino) und der Homepage www.ponguniverse.ch interessante Fakten und Videos zum Geniessen.
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