Darko Jorgic und Han Ying haben erneut das CCB Top16 Montreux gewonnen. Han Ying ist damit die älteste Spielerin, die diesen Titel gewonnen hat. Sie übertrifft den Rekord von Timo Boll, als dieser 38 Jahre alt war. Auch wenn die Gewinner dieselben wie im letzten Jahr sind, waren die Spiele wieder sehr gut.
Text: Raouf Morsi / Fotos: Remy Gros
Sonntag (Halbfinale):
Das Spiel Darko Jorgic (SLO) gegen Dimitrij Ovtcharov (GER), d.h. der Titelverteidiger gegen den Spieler, der diesen Titel in der Vergangenheit bereits fünfmal gewonnen hatte, versprach beiden eine gleichwertige Chance auf den Sieg. Die Sätze wurden immer wieder mit nur zwei Punkten Unterschied gewonnen. Erst nach sechs Sätzen setzte sich schliesslich der Titelverteidiger gegen den deutschen Spieler durch.
„Zu Beginn des Spiels hatte er dank seiner Aufschlagbomben mit der Rückhand die Kontrolle. Ich fühlte mich nicht gut und brauchte etwas Zeit, um eine Antwort auf seine Aufschläge zu finden. Er war sehr aggressiv, aber ich konnte einen Weg finden, um anzugreifen; mein Aufschlagspiel wurde besser und ich spielte mit viel mehr Variationen auf meiner Rückhand und meiner Vorhand. Im Laufe des Spiels wurden die Ballwechsel immer länger. Ich konnte mich besser auf sein Spiel einstellen„, fügte Jorgic nach seinem 4:2-Sieg hinzu.
Liam Pitchford (ENG) schaffte es nicht, gegen Dang Qiu (GER) erneut für eine Überraschung zu sorgen, wie er es gegen Truls Moregardh getan hatte. Der Engländer war nicht weit davon entfernt, den Deutschen in sieben Sätzen in die Knie zu zwingen.
„Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mich darauf einzustellen, aber es ist trotzdem sehr schwer, gegen Pitchford zu spielen. Er ist hier in Topform und hat bewiesen, dass er Truls Moregardh nicht „aus Versehen“ besiegt hat. Er ist sehr gefährlich und ich habe mein Bestes getan, um ihn daran zu hindern, das Spiel zu kontrollieren – mit mehr oder weniger Erfolg„.
Sehr wahrscheinlich das engste und überraschendste Match des Wettbewerbs ereignete sich im ersten Halbfinale der Damen. Im siebten Satz hatte Nina Mittelham (GER) einen Vorsprung von vier Punkten auf ihre Gegnerin Sofia Polcanova (AUT), aber die Österreicherin kämpfte sich würdig zurück und zog ins Finale ein.
„Ich gewann den ersten Satz und hatte 5:0 im zweiten, als meine Neigung, bei Führung zu experimentieren, zum Vorschein kam. Ich wurde zu passiv und wartete darauf, dass Nina einen Fehler macht, aber sie hatte andere Ideen. Insgesamt ging es in diesem Spiel nicht um Taktik, sondern um mentale Stärke. Wir kennen uns so gut, wir wissen, wie die andere Spielerin den nächsten Ball spielen wird, da gibt es kein Geheimnis„, jubelte Polcanova.
Titelverteidigerin Ying Han (GER) war bereits in Siegerlaune und liess ihrer Gegnerin Jieni Shao (POR) nicht den Hauch einer Chance, sich auf ihr Spiel einzustellen. Totale Dominanz und ein 4:0-Sieg.
„Ich habe sehr gut gespielt, aber während des zweiten Satzes habe ich meine Konzentration verloren und Shao erlaubt, die Kontrolle zu übernehmen. Sie ist sehr gut im Block und ich wollte das Spiel schnell beenden. Deshalb habe ich aufgehört, mein Spiel zu spielen und bin aggressiver geworden. Ich griff sie an, was ihr dieses Mal in die Karten spielte. Sobald ich meinen gewohnten Stil wieder aufgenommen hatte, hatte ich das Spiel wieder unter Kontrolle„.
Sonntag (Finale):
Im Finale trafen der Titelverteidiger Darko Jorgic (SLO) und die Nummer 3 Dang Qiu (GER) aufeinander. Beide Spieler gaben direkt alles und liessen nicht locker. Die ersten drei Sätze gingen an Jorgic und alles deutete auf einen 4-0 Sieg hin, aber dann zeigte sich der deutsche Spieler von seiner besten Seite und kämpfte sich bis zum 3:2 heran. Nach dem fünften Satz musste Jorgic das Spiel aufgrund von Rückenschmerzen unterbrechen, konnte aber sehr schnell wieder auf an den Tisch zurückkehren.
Nach dem sechsten Satz gewann Jordic den Satz, der ihm den Sieg einbrachte, und beendete das Spiel mit 4:2, womit er seinen Titel verteidigen konnte.
„Vom ersten Punkt an habe ich das Spiel, den Tisch und den Ball gespürt. Qiu hat aggressiv begonnen, aber ich habe gut geantwortet. Beim Stand von 7:5 dehnte ich meinen Rückenmuskel, aber mit ärztlicher Hilfe konnte ich weiterspielen. Ich war konzentriert und behielt die Kontrolle über das Spiel„.
Bei den Frauen war das Finale weniger intensiv. Obwohl die Nummer 1 Ying Han (GER) gegen die Nummer 2 Sofia Polcanova (AUT) antrat, machte letztere viele Fehler, die ihr zum Verhängnis wurden. Die Österreicherin hatte sich im zweiten Satz zusammengerissen und diesen in letzter Sekunde gewonnen, aber das war im weiteren Verlauf des Spiels nicht mehr der Fall.
Ying Han (GER) verteidigte ihren Titel und beendete das Spiel mit 4:1.
„Es war nicht einfach. Polcanova kann gut blocken, also musste ich geduldig sein und auf ihre Fehler warten. Sie hat sich meinem Stil angepasst und die Ballwechsel wurden im Laufe des Spiels immer länger.„
Alles in allem war das Top16 ein Erfolg, und zwar in jeder Hinsicht. Obwohl die Gewinner dieselben wie im letzten Jahr waren, gab es einige schöne Überraschungen, aber vor allem eine einzigartige Atmosphäre, die nur Montreux projizieren kann. Zuschauer und Spieler waren sehr zufrieden mit den zwei Tagen, die wie im Flug zu vergehen schienen.
Ein grosser Dank geht an Swiss Volunteers, die über 100 Freiwillige zusammengebracht haben, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Vielen Dank auch an die verschiedenen Komiteemitglieder, die Funktionäre und die NEP-Gruppe, die die Veranstaltung gefilmt haben.
Und natürlich ein besonderes Dankeschön an Georg Silberschmidt, den Direktor der Veranstaltung, der es uns ermöglichte, zwei Tage im Herzen dieser von allen so geschätzten Veranstaltung zu leben.