Die Corona-Pandemie zwingt in vielen Lebensbereichen zu neuartigen und kreativen Lösungen: Sei es im Job, in der Schule oder im Sport. Auch im Tischtennis, das vornehmlich physisch in einer Halle an einem Tisch stattfindet. Dennoch gibt es auch in diesen Zeiten Chancen, bestimmte Aspekte des Spiels zu verbessern und in den Fokus zu rücken. Von diesen Chancen handelt der folgende Text.
Text und Fotos: Dirk Lion
Im Tischtennis wird vornehmlich am Tisch trainiert. An Bewegungen und deren Abläufen gefeilt. Themen wie Taktik werden oftmals nur im Vorbeigehen an einem konkreten Beispiel erläutert. Oft fehlt dazu die Zeit (oder auch das Wissen), Aspekte wie „Systematische Spielanalyse“, „Taktik“, usw. ausführlich zu behandeln. Lieber lässt man die Kinder länger spielen – ist ja auch spannender! Dabei sind u. A. genau das Inhalte, die sehr gut unabhängig von der Halle und dem eigentlichen Training in andere Formate ausgelagert werden können. Jetzt gerade bieten die unzähligen Plattformen Chancen, solche Formate einzuführen. Eine nicht zu unterschätzende Bindungsmaßnahme an den Verein! Was Sie und Ihre Schützlinge dazu brauchen? Einen PC/Laptop, Internet, ggf. ein Headset und eine Webcam! Einige konkrete Beispiele, was in einem e-Training behandelt werden könnte, bei dem der Trainer oder die Trainerin als Moderator der Sitzung fungiert und den eigenen Bildschirm mit allen Anwesenden teilt:
Spielanalysen
Mit ein paar bestimmten Leitfragen an der Hand (Vgl. Sidespin Nr. 4/2020) können Sie ein Spiel eines anwesenden Jugendlichen oder aber auch von Spielen auf YouTube abspielen und gemeinsam diskutieren. Stoppen Sie das Video an markanten Punkten und gehen mit den Kindern und Jugendlichen in Diskussion. Es ist erstaunlich, wie schnell Kinder und Jugendliche durch diese Unterstützung taktische Kompetenz aufbauen!
Fitness
Es gibt unzählige Fitnessvideos auf allen erdenklichen Plattformen. Diese Übungen können sie als Video laufen lassen und entweder (Vorbild!) selbst mitmachen, oder die Ausführung zuschauend kontrollieren. Wichtig ist, dass die Kinder bereits Erfahrung mit solchen Übungen haben, da es oftmals ein paar Punkte in der Ausführung zu beachten gibt. Schöner Zusatz: Hoher Spassfaktor.
Quiz
Im Verband Deutscher Tischtennis Trainer (Ausgabe TB 2/2020) hat Matthias Geisler ein ausführliches Quiz für Corona-Zeiten vorgestellt. Dieses beinhaltet sowohl Fragen über den eigenen Verein („Wie viele Mitglieder hat unser Verein aktuell?“), als auch eher allgemeine TT-Fragen („Welcher Spieler wird als Mozart des Tischtennis bezeichnet?“) und etwas spezifischere TT-Fragen („Wie hoch ist das Netz im Tischtennis?“). Ein Quiz als Art Hausaufgabe, dass beim nächsten e-Training besprochen wird, können Sie ebenfalls sehr gut nutzen und – wenn die Hallen wieder offen sind – sogar auf die jeweiligen Schwerpunkte im Training anpassen und diese dadurch vertiefen.
Taktik
Es ist das 1×1 jeder Trainerausbildung: Die taktischen Mittel PTRF: Platzierung, Tempo, Rotation, Flugbahn. Bei jedem ankommenden Ball haben wir die Chance, mit diesen Mitteln zu arbeiten und etwas zu verändern. Diese Kompetenz muss auch schon Kindern mit auf den Weg gegeben werden. Zugegeben: Nicht das spannendste Thema für Kinder, aber insbesondere, wenn Sie es schaffen, das später in der Halle immer wieder aufzugreifen, sind die Punkte schnell verinnerlicht!
Einzel- und Gruppencoaching
Die genannten Aspekte können als Gruppe, aber auch einzeln durchgeführt werden. Am Wochenende das Spiel des Jugendlichen filmen und es wenige Tage später danach per Einzel-Videochat mit dem Kind besprechen? Eine sehr gute Gelegenheit, das Spielverständnis zu schulen und auch auf andere Aspekte wie z. B. den der Körpersprache näher einzugehen. Der Vorteil: Diese Zeit geht nicht im normalen Training in der Halle verloren.
Geselliges Beisammensein
Es muss nicht immer ein bestimmtes Thema sein. Zusammen Zeit verbringen, sich mal wieder (virtuell) sehen. Bindung schaffen, sich austauschen. In Zeiten von Corona: unbezahlbar.
Weitere Artikel in dieser Sidespin-Ausgabe:
Andrew Williams, Nachwuchscoach ATTT